Wahr oder erfunden? Berühmte Lokalisierungsfehler aus dem Netz

Monochrome Illustration eines männlichen Jugendlichen, der eine für den asiatischen Markt gebrandete Cola-Dose trinkt. Das Logo erinnert an Pepsi in den Farben Weiß, Blau und Rot.

Im Internet kursieren viele Geschichten über Lokalisierungspannen. Beruhen sie auf Tatsachen oder sind sie frei erfunden? Und wie kann man sie vermeiden?

Beispiele vermeidbarer Lokalisierungs- und Übersetzungsfehler

Die Lokalisierung ist ein recht komplexer Prozess, bei dem ein Produkt, eine Dienstleistung oder ein Inhalt, z. B. ein neuer Website-Text, an ein bestimmtes Gebiet oder einen bestimmten Markt angepasst wird. Sie geht über eine Wort-für-Wort-Übersetzung hinaus und beinhaltet die Berücksichtigung kultureller Unterschiede, Gewohnheiten und Vorlieben.

Eine akkurate Lokalisierung ist für Unternehmen, die in neue Märkte expandieren wollen, von entscheidender Bedeutung, da sie sich direkt auf die Benutzererfahrung und die Markenwahrnehmung auswirkt und dazu beiträgt, kulturelle Fehler zu vermeiden. Ein schlecht lokalisiertes Produkt oder eine schlecht übersetzte Marketingkampagne kann zu Verwirrung, Spott oder - im schlimmsten Fall - sogar einer Vorladung führen, was letztendlich den Ruf eines Unternehmens schädigen und seinen Erfolg auf ausländischen Märkten behindern kann.

Es sei denn natürlich, man ist dreifach gesegnet, so wie bei IKEA.

Vom legendären Lokalisierungsfehler zur Lachnummer

Lokalisierungs- und Übersetzungsfehler können das Image Ihrer Marke und die Wahrnehmung Ihrer Kunden auf verschiedenen Märkten erheblich beeinträchtigen. Vier bekannte Netz-Fundstücke zeigen, wie wichtig kulturelles Feingefühl im Marketing ist – doch sind sie echt oder nur gut erfunden?

Einer der bekanntesten Lokalisierungsfehler, der tatsächlich passiert ist, ist die berüchtigte HSBC-Fehlübersetzung „Assume Nothing“.

Der Slogan sollte die globale Präsenz und den persönlichen Service der Bank hervorheben, doch bei der Übersetzung in mehrere Sprachen wurde daraus „Do Nothing“.

Dieser Fehler kostete das Unternehmen 2009 Berichten zufolge mehrere Millionen Dollar für das Rebranding und die Fehlerkorrektur, ein eindrucksvolles Beispiel für die gravierenden finanziellen Folgen schlechter Lokalisierung. HSBC entschied sich schließlich für den Slogan „The World’s Private Bank“, der die beabsichtigte Botschaft klarer vermittelte.

Apropos „Nichts tun“: Self-Help Singh ist Vollprofi. Aber ich schweife ab.

Ein weiteres Beispiel, das in jeder Sammlung von Übersetzungsfehlern auftaucht, ist der Slogan von Pepsi: „Come Alive With the Pepsi Generation“. Es wird behauptet, dies sei im Chinesischen falsch übersetzt worden als „Pepsi holt Ihre Vorfahren aus dem Grab zurück“.

Das wäre in der Tat ein nicht unerheblicher Patzer, doch es gibt keine zuverlässige Quelle, die bestätigt, dass dieser Übersetzungsfehler tatsächlich passiert ist. Vielmehr scheint es sich um ein fiktives Beispiel für eine schlechte Lokalisierung zu handeln, das sich im Internet verbreitet hat. Auf der anderen Seite stellt Snopes aber fest, dass Pepsi dies nie wirklich dementiert hat.

Die Geschichte von Chevrolet, die den Nova auf den spanischsprachigen Märkten einführten, ohne zu wissen, dass „no va“ auf Spanisch „geht nicht“ bedeutet, ist eine weitere beliebte Anekdote in der Nische der misslungenen Lokalisierung. Doch diese Geschichte ist ein Mythos. In Wirklichkeit verkaufte sich der Nova in spanischsprachigen Ländern recht gut, und das „no va“-Problem war für den Absatz des Autos nicht von Bedeutung. Dieses Beispiel veranschaulicht, wie sich erfundene Beispiele für schlechte Lokalisierung verbreiten und als Tatsache akzeptiert werden können, ohne richtig überprüft zu werden.

Electrolux, ein schwedischer Hersteller von Haushaltsgeräten, kam in den 1960er Jahren mit dem Slogan „Nothing Sucks Like An Electrolux“ auf den amerikanischen Markt. Die Doppeldeutigkeit von „sucks“ (saugen, aber auch umgangssprachlich für schlecht sein) wird im Internet oft als Irrtum bezeichnet, doch Electrolux wollte damit keineswegs andeuten, dass seine Staubsauger nicht gut funktionieren.

Der vermeintliche Ausrutscher war durchaus gewollt- und nach allen Marketinggesichtspunkten sogar sehr erfolgreich: Er unterstrich nicht nur perfekt die überlegene Leistung der Marke, sondern sorgte auch für Aufmerksamkeit auf dem amerikanischen Markt.

Reale Beispiele für Lokalisierungsfehler in Videospielen

Auch wenn einige schlechte Lokalisierungsbeispiele rein fiktiv sein mögen, so hat die Videospielindustrie doch ihren fairen Anteil an echten Lokalisierungsfehlern. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Übersetzung von „Jill Sandwich“ aus Resident Evil.

In der japanischen Originalversion des Spiels sollte eine Figur ihre Sorge um die Protagonistin Jill mit den Worten „Jill, geht es dir gut?“ ausdrücken. Wahrscheinlich wollte der Übersetzer eine Prise Humor einbringen und nicht einfach eine schlechte englische Übersetzung wählen. So wurde aus der englischen Zeile „You were almost a Jill Sandwich“, was von der Spielergemeinschaft als Scherz aufgefasst wurde.

Resident Evil® Capcom

Ein weiterer echter Fehler bei der Lokalisierung von Videospielen ist Zero Wings „All Your Base Are Belong to Us“. Diese englische Phrase, die das Ergebnis einer schlampigen Übersetzung ist, ist ein klassisches Beispiel für einen Übersetzungsfehler in einem Spiel und wurde zu einem beliebten Internet-Meme unter Spielern.

Die Legend of Zelda-Reihe wird oft als Beispiel für einen echten Lokalisierungsfehler im Spiel Zelda II: The Adventure of Link angeführt. In der englischen Version taucht eine Figur namens „Error“ auf, die sich mit den Worten „I am Error“ vorstellt.

Viele glaubten, dass dieser seltsame Name und Dialog das Ergebnis einer falschen Übersetzung des japanischen Wortes „Erā“ für „Älterer“ sei und dass das Lokalisierungsteam es mit dem englischen Wort „error“ verwechselt habe, was zu der unfreiwillig komischen Zeile führte, die seitdem ein bekanntes Beispiel für eine schief gelaufene Übersetzung ist. Wahrscheinlich handelte es sich aber um einen Insider-Witz der Entwickler: „Error“ spricht mit seinem Gegenstück „Bagu “, was übersetzt „Bug“ bedeutet, also ein Software-Fehler. Alles klar?

(Ich bin nicht mit dem Autor affiliert, aber wenn Sie sich für die Lokalisierung von Videospielen interessieren, gibt es noch viele andere lustige Fehler in diesem Buch: This be book bad translation, video games!)

Warum Lokalisierungsfehler auftreten

Lokalisierungsfehler können aus verschiedenen Gründen auftreten, die häufig auf ein mangelndes Verständnis des Lokalisierungsprozesses und seiner Komplexität zurückzuführen sind. Ein häufiger Fehler ist die einfache wortwörtliche Übersetzung von Inhalten ohne Berücksichtigung des Kontexts, was häufig zu ungeschickten oder sinnlosen Formulierungen führt.

Ein weiterer Faktor, der zum Scheitern der Lokalisierung beiträgt, ist die fehlende Zusammenarbeit mit professionellen Lokalisierungsexperten, die über ein fundiertes Verständnis der Zielsprache und -kultur verfügen. Sich ausschließlich auf maschinelle Übersetzungen oder Nicht-Muttersprachler zu verlassen, kann zu Fehlern und Fehlinterpretationen führen, die kostspielig sein und dem Ruf der Marke schaden können.

Unzureichende Überprüfungsprozesse und mangelhafte Qualitätssicherung lassen ebenfalls viel Raum für Fehler. Die Lokalisierung erfordert in der Regel mehrere Überprüfungs- und Testrunden, um sicherzustellen, dass die Inhalte korrekt und kulturell angemessen sind und von der Zielgruppe verstanden werden.

Ritter mit einer kauderwelschsprachigen Sprechblase, die für Fehler bei der Lokalisierung eines Games steht
Genau.

Schließlich können Zeitdruck und knappe Budgets Teams dazu verleiten, an allen Ecken und Enden zu sparen, was zu schlampigen Fehlern und einer minderwertigen Lokalisierung führen kann. Eine effektive Lokalisierung erfordert wirklich ausreichend Zeit und Ressourcen für die Recherche, Übersetzung, Überprüfung und Feinabstimmung der Inhalte für jeden Zielmarkt.

Die Bedeutung der Lokalisierung für Unternehmen

Wenn Sie in einer neuen Region im Ausland Fuß fassen wollen, sollten Sie die Lokalisierung richtig angehen. Sind Ihre Inhalte und gegebenenfalls Produktnamen effektiv an die lokalen kulturellen Normen und Sprachen angepasst, kann Ihr Unternehmen von zahlreichen Vorteilen profitieren:

  1. Bessere Wahrung der Markenintegrität und -wahrnehmung: Die richtige Lokalisierung stellt sicher, dass die Markenbotschaft und die Werte Ihres Unternehmens in den verschiedenen Märkten einheitlich vermittelt werden. Dies stärkt das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit bei den lokalen Zielgruppen.
  2. Die Möglichkeit, ein authentisches, kulturell relevantes Erlebnis zu bieten: Indem Sie Ihre Inhalte und Botschaften an die spezifischen Bedürfnisse und Vorlieben der einzelnen Märkte anpassen, schaffen Sie für Ihre Kunden ein ansprechenderes und aussagekräftigeres Erlebnis.
  3. Sie können peinliche und kostspielige Übersetzungsfehler vermeiden: Wenn Sie in professionelle Lokalisierungsdienste investieren, können Sie negative Reklame und die finanziellen Folgen von Lokalisierungsfehlern vermeiden. Dies wiederum trägt dazu bei, den Ruf Ihres Unternehmens zu schützen und Ihre Gewinne zu steigern.
  4. Erhöhtes Vertrauen bei lokalen Kunden und Zielgruppen: Das Verständnis und der Respekt für lokale Kulturen und Sprachen fördert das Gefühl der Verbundenheit und Loyalität in neuen Märkten.
  5. Mehr Engagement, Umsatz- und Wachstumspotenzial durch mehrsprachige Inhaltsanpassung: Richtig lokalisierte Inhalte und Produkte werden von der lokalen Zielgruppe besser angenommen, was zu mehr Engagement, Umsatz und Wachstum führt.

Bewährte Praktiken für die erfolgreiche Lokalisierung

Um eine gelungene Lokalisierung sicherzustellen und zu verhindern, dass Ihr Projekt eines Tages als Negativbeispiel dient, empfiehlt es sich, eine Reihe von bewährten Methoden zu befolgen. Obwohl diese Best Practices einen eigenen ausführlichen Artikel verdienen würden, lohnt es sich, einige davon im Kontext von Übersetzungsfehlern zu beleuchten:

  1. Führen Sie eine gründliche Marktforschung zu kulturellen Unterschieden durch. Vor dem Eintritt in einen neuen Markt sollten Unternehmen in eine kulturelle Beratung investieren, um die Nuancen, Vorlieben und Erwartungen des Zielpublikums zu verstehen. Diese Investition lohnt sich, da die Forschungsergebnisse in Ihre Lokalisierungsstrategie einfließen und Ihnen helfen, kulturelle Fauxpas zu vermeiden.
  2. Arbeiten Sie mit professionellen Sprachdienstleistern zusammen, die Nuancen wirklich verstehen. Die Zusammenarbeit mit professionellen muttersprachlichen Lokalisierungsexperten oder Übersetzungsdienstleistern stellt sicher, dass Ihre Inhalte genau an den lokalen Kontext angepasst werden. Diese Experten, die häufig mehrsprachige Übersetzer sind, können Ihnen oft zusätzliche wertvolle Einblicke in kulturelle Nuancen geben und dazu beitragen, dass die beabsichtigte Bedeutung und Wirkung Ihrer Inhalte erhalten bleibt.
  3. Nutzen Sie Transkreation für kreative Marketinginhalte. Bei Marketingmaterialien und anderen kreativen Inhalten ist die Transkreation - ein Prozess, bei dem Inhalte neu erstellt werden, um in der Zielsprache die gleiche emotionale Reaktion hervorzurufen - oft effektiver als eine einfache Übersetzung. Wie bei der Lokalisierung wird auch bei der Transkreation der kulturelle Kontext berücksichtigt, um sicherzustellen, dass die Inhalte bei Ihrem lokalen Publikum gut landen.
  4. Entwickeln Sie robuste Review- und Qualitätssicherungsprozesse, um häufige Lokalisierungsfehler zu vermeiden. Die Einrichtung eines umfassenden Überprüfungs- und Qualitätssicherungsprozesses ist entscheidend, um Fehler zu erkennen, Kohärenz zu gewährleisten und die Qualität der lokalisierten Inhalte zu erhalten. Dieser Prozess sollte mehrere Überprüfungsrunden durch Muttersprachler und Fachexperten umfassen, um Genauigkeit und kulturelle Angemessenheit zu gewährleisten.
  5. Kontinuierliche Aktualisierung und Pflege der lokalisierten Inhalte, um Übersetzungsfehler auszuschließen. Lokalisierung ist kein einmaliger Vorgang, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Produkte, Dienstleistungen und Inhalte entwickeln sich ständig weiter.

Die oben ausgeführten Lokalisierungsfehler aus dem Netz dienen als abschreckendes Beispiel für Unternehmen, die in neue Märkte expandieren wollen, und zeigen die möglichen Folgen von schlechter Übersetzung und kultureller Unsensibilität.

Schwarz-Weiß-Illustration eines männlichen chinesischen Teenagers, der eine Coladose mit einem falsch übersetzten Logo in Weiß, Blau und Rot trinkt, um Beispiele für schlechte Lokalisierung zu veranschaulichen
Für später merken 📌

Eine schlechte Übersetzung zum Guten wenden

Von peinlichen Übersetzungsfehlern, die zu Internet-Memes werden, bis hin zu kostspieligen Rebranding-Maßnahmen können Lokalisierungsfehler erhebliche Auswirkungen auf den Ruf Ihrer Marke und Ihr Geschäftsergebnis haben.

Die gute Nachricht ist, dass Sie diese Fehler mit den richtigen Überlegungen, Ressourcen und Praktiken vermeiden können. Wenn Sie der Lokalisierung Priorität einräumen und sich verpflichten, authentische, kulturell relevante Erfahrungen zu bieten, können Sie neue Wachstumschancen erschließen, unabhängig davon, ob Ihr Unternehmen nur einen oder Tausende von Mitarbeitern hat.

Avatar von Jenna Brinning

Verfasst von

Die Lokalisierungsexpertin, Autorin, Lektorin und Content-Publisherin hat ihren M.A. an der Freien Universität Berlin erworben und verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung an der Schnittstelle zwischen Technologie und Sprache. Als zertifizierter PSPO und PSM unterstützt Jenna gerne Start-ups und kleine Unternehmen bei der internationalen Expansion.

Mehr entdecken

Modilingua Newsletter

Über uns

Modilingua unterstützt Start-ups und KMU dabei, mehr internationale Reichweite, Resonanz und Wachstum zu erzielen.