Ein Glossar für Lokalisierungsprojekte erstellen

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wie erstellt man ein glossar für lokalisierungsprojekte

Wenn es schwerfällt, die eigene Markenstimme in verschiedenen Sprachen kohärent zu halten, ist ein gut strukturiertes Lokalisierungsglossar die richtige Lösung.

Eine der häufigsten Fallstricke bei Lokalisierungsprojekten ist eine inkonsequente Terminologie. So verwendet ein Übersetzer vielleicht den Begriff „Warenkorb“, ein anderer hingegen „Korb“. In einem technischen Dokument könnte von einem „Benutzer“ die Rede sein, während in der Benutzeroberfläche der Begriff „Kunde“ verwendet wird. Solche kleinen Unstimmigkeiten führen zu einer fragmentierten Benutzererfahrung und können die Glaubwürdigkeit einer Marke beeinträchtigen. Die Lösung ist ein gut strukturiertes Lokalisierungsglossar. Es ist mehr als nur eine Liste von Wörtern: Es ist ein zentrales Element für jedes erfolgreiche Lokalisierungsprojekt, da es für Klarheit sorgt, Zeit spart und allen Übersetzern dabei hilft, hochwertige, markengerechte Übersetzungen zu erstellen.

Warum ein Glossar für Lokalisierungsprojekte unverzichtbar ist

Ein Glossar für Lokalisierungsprojekte ist eine Liste wichtiger Begriffe, die spezifisch für das Unternehmen, die Marke oder die Branche sind, zusammen mit ihren genehmigten Übersetzungen und kontextbezogenen Regeln. Wer skalieren möchte, sollte ein solches Glossar vor dem eigentlichen Übersetzungsprozess zusammenstellen. Dies geschieht in der Regel bei der Erstellung eines Stillleitfadens für Übersetzungen, und die Investition von etwas Zeit an dieser Stelle zahlt sich aus mehreren Gründen aus.

Optimierte Lokalisierung und Zeitersparnis

Ohne Glossar müssen Übersetzer wertvolle Zeit damit verbringen, wiederholt Fragen zur Übersetzung bestimmter Begriffe zu stellen. "Soll unser Firmen-Slogan lokalisiert werden?" "Wie lautet die genehmigte Übersetzung für diese neue Funktion?" Dieses Hin und Her führt zu Engpässen und verzögert den gesamten Lokalisierungsprozess. Ein Glossar beantwortet diese Fragen im Voraus. Wenn das Übersetzungsteam eine einzige verlässliche Quelle für wichtige Terminologie hat, kann es effizienter und mit größerer Sicherheit arbeiten. So lässt sich Zeit sparen, der Verwaltungsaufwand für Projektmanager verringern und das Produkt oder die Dienstleistung schneller auf den Markt bringen.

Hohe Übersetzungsqualität

Einheitlichkeit schafft Vertrauen in Marken. Ein Glossar stellt sicher, dass wichtige Begriffe wie Markennamen, Slogans, UI-Elemente und branchenspezifischer Fachjargon jedes Mal auf die gleiche Weise übersetzt werden, auf jeder Plattform. Diese Einheitlichkeit auf der Website, in der mobilen App und in Marketingmaterialien wie Google Ads stärkt die Markenidentität und verhindert die Art von Verwirrung, die Nutzer frustrieren kann. Wenn Begriffe einheitlich übersetzt werden, wirkt die finale Übersetzung einfach professioneller und ausgefeilter, was direkt zu höherer Übersetzungsqualität und einem besseren Nutzererlebnis für die Zielgruppe in einer anderen Sprache beiträgt.

Kosten senken und den Lokalisierungsprozess vereinfachen

Arbeit doppelt zu machen ist offensichtlich teuer. Wenn ein Übersetzer eine nicht genehmigte Übersetzung für einen wiederkehrenden Begriff verwendet, muss dieser Fehler überall korrigiert werden, wo er auftaucht. Dies erfordert häufig mehrere zusätzliche Überarbeitungs- und Korrekturschleifen, wodurch sich die Kosten des Lokalisierungsprojekts erhöhen. Ein Glossar minimiert diese Fehler von Anfang an und sorgt für Einheitlichkeit in den Übersetzungen. Außerdem kann ein Glossar, wenn es mit Übersetzungstechnologie wie einem Translation-Management-System (TMS) integriert ist, automatisch durchgesetzt werden.

So erstellen Sie ein Übersetzungsglossar von Grund auf

Die Erstellung eines Glossars muss keine monumentale Aufgabe sein. Wenn man sie in überschaubare Schritte unterteilt, lässt sich ein wertvolles Asset für das Lokalisierungsprojekt erstellen, ohne dass dafür eine große Anfangsinvestition erforderlich ist. Der Schlüssel liegt in einem systematischen und kollaborativen Vorgehen.

Schritt 1: Wichtigste Begriffe systematisch extrahieren und priorisieren

Glossar und Stilleitfaden für Übersetzungen

Das Ziel dieses ersten Schritts besteht darin, eine Hauptliste mit Begriffskandidaten zu erstellen. Dies sollte ein systematischer Prozess sein und nicht eine zufällige Suche. Wenn das Glossar außerhalb des TMS zusammengestellt wird, sollte vor Beginn eine einfache Tabelle mit Spalten für „Ausgangsbegriff”, „Definition”, „Kontext/Beispielsatz” und „Anmerkungen” erstellt werden, in der alle Informationen gesammelt werden können.

Es gibt drei effektive Methoden, um mit der Suche nach Begriffen zu beginnen:

Eine manuelle Inhaltsanalyse durchführen. Dabei werden die wichtigsten Geschäftsunterlagen systematisch durchgesehen und alle potenziell markenspezifischen, technischen oder mehrdeutigen Begriffe kopiert, um sie in den Stilleitfaden und das Terminologie-Glossar aufzunehmen. Dabei liegt der Fokus zunächst auf hochwertigen Inhalten:

  • Produkt-UI. Jeden Bildschirm, jedes Menü, jeden Button und jeden Nutzerfluss in der Anwendung durchgehen.
  • Website. Die Homepage, Produktseiten und wichtige Landingpages durchsuchen.
  • Wichtige Dokumentation. Die 5 bis 10 meistgelesenen Support-Artikel oder technischen Leitfäden überprüfen.

Einen Workshop mit Stakeholdern durchführen. Dazu sollten die Personen, die den Inhalt am besten kennen, in einem Raum zusammengebracht werden. Laden Sie Kollegen aus den Bereichen Produkt, Marketing, Engineering und Kundensupport ein. Stellen Sie gezielte Fragen:

  • „Welche Begriffe sind einzigartig für unser Produkt oder unsere Marke?“
  • „Welche Wörter verursachen häufig Verwirrung bei neuen Kunden in der Ausgangssprache?“
  • „Welchen Branchenjargon verwenden wir, den ein Außenstehender nicht kennen würde?“

Die Daten analysieren. Vorhandene Daten nutzen, um terminologische Kandidaten zu identifizieren.

  • Kundensupport-Tickets: KI nach wiederkehrenden Substantiven und Phrasen in den Support-Daten suchen lassen. Dies sind oft die Begriffe, mit denen Nutzer Schwierigkeiten haben.
  • Tools zur Begriffsextraktion: Wird ein TMS verwendet, verfügt dieses möglicherweise über eine entsprechende Funktion. Diese analysiert Ausgangstexte und schlägt eine Liste häufiger und relevanter Begriffe vor.

Nach Anwendung dieser Methoden liegt eine lange Liste potenzieller Begriffe vor. Diese sollten dann priorisiert werden. Es ist nicht nötig, alles auf einmal zu definieren. Am besten beginnt man mit den 50 bis 100 Begriffen, die am häufigsten verwendet werden, für die Markenidentität entscheidend sind oder bekanntermaßen Übersetzungsprobleme verursachen. So entsteht eine solide Grundlage. Weitere Begriffe können später jederzeit hinzugefügt werden.

Schritt 2: Begriffe definieren und Kontext ergänzen

Sobald die grundlegende Begriffsliste vorliegt, besteht der nächste Schritt darin, die erforderlichen Informationen für jeden Eintrag hinzuzufügen. Für jeden Glossarbegriff sollte idealerweise Folgendes enthalten sein:

  • Eine klare Definition. Der Begriff muss im Kontext des Unternehmens oder der Benutzeroberfläche definiert werden.
  • Wortart. Handelt es sich um ein Substantiv, ein Verb oder ein Adjektiv? Die Angabe, was was ist, hilft bei mehrdeutigen Begriffen oder Abkürzungen, grammatikalische Fehler in der Übersetzung zu vermeiden.
  • Kontextbezogene Anmerkungen. Ein Beispiel veranschaulicht, wie das Wort oder die Phrase in einem Satz verwendet wird. Es können auch Anmerkungen zum Ton oder zur Zielgruppe hinzugefügt werden.

Dieser Kontext macht das Glossar wirklich nützlich. Er hilft Übersetzern nicht nur zu verstehen, was zu übersetzen ist, sondern auch wie und warum eine Übersetzung auf eine bestimmte Weise erfolgen sollte.

Schritt 3: Zu einem skalierbaren System wechseln

Eine Tabelle ist ausreichend für den Aufbau eines ersten Glossars oder die Handhabung kleiner Projekte mit einer geringen Anzahl an Strings. Für die meisten anderen Projekte ist sie jedoch keine skalierbare, langfristige Lösung. Um ein Glossar effektiv zu verwalten und durchzusetzen, sollten diese Daten in ein Translation-Memory-System (TMS) importiert werden, damit sie direkt in den Übersetzungs-Workflow integriert sind. Das ist die einzige Möglichkeit, ein Glossar in großem Maßstab effektiv zu verwalten, da automatisch genehmigte Begriffe für Übersetzer während der Arbeit gekennzeichnet werden, Einheitlichkeit über alle Projekte hinweg durchgesetzt wird und der Prozess der Aktualisierung und Verteilung des Glossars an das gesamte Team vereinfacht wird.

glossar für übersetzer
Alle Teammitglieder sollten Zugriff auf diese Ressource haben.

Schritt 4: Terminologie überprüfen

Selbst als Gründer oder Solo-Entwickler sollte ein Glossar nicht ganz ohne Grundlage erstellt werden. Im nächsten Schritt sollte nämlich Feedback von einem Muttersprachler der Zielsprache eingeholt werden. Das kann der Sprachdienstleister oder Lokalisierungsexperte sein, mit dem eine Zusammenarbeit geplant ist, oder wenigstens ein zweisprachiger Kollege oder ein vertrauenswürdiger Nutzer aus dem Zielmarkt.

Das Glossar im Entwurfsstadium sollte mit dieser Person geteilt werden, bevor das eigentliche Übersetzungsprojekt beginnt. Man sollte sie um direktes Feedback zu den gewählten Begriffen bitten. Sie können Wörter identifizieren, die mehrdeutig sind, sich nur schwer übersetzen lassen oder unbeabsichtigte kulturelle Bedeutungen haben. Durch diese Validierung wird das Glossar von einem theoretischen Dokument in ein praktisches Werkzeug verwandelt, das zu finalen Übersetzungen führt, die korrekt sowie kontextuell und kulturell angemessen sind. Um dies zu erleichtern:

  • Dem Sprachexperten den vollständigen Kontext zur Verfügung stellen, einschließlich Zugang zum Produkt oder detaillierten Screenshots. Seine erste Aufgabe sollte darin bestehen, den Glossarentwurf zu überprüfen, Feedback zu geben und eine Reihe vorgeschlagener Übersetzungen für die gesamte Liste zu liefern.
  • Die vorgeschlagenen Übersetzungen überprüfen. Der Übersetzer ist der Sprachexperte, aber die Marke kennt man selbst am besten. Wählen Sie die Option, die am besten zum Ton des Unternehmens bzw. der App passt.

Wenn man selbst der Übersetzer oder Sprachdienstleister ist, der das Glossar zusammenstellt, besteht die Aufgabe darin, den Kunden zu den besten sprachlichen Entscheidungen zu führen und dafür zu sorgen, dass jeder Begriff korrekt ist.

  • Nach dem Kontext fragen! Begriffe nicht blind übersetzen. Es ist wichtig, dass man sieht, wo jeder Begriff verwendet wird. Wenn der Kunde eine Liste ohne Kontext bereitstellt, sollte der erste Schritt darin bestehen, nach Screenshots oder einer Produktdemo zu fragen.
  • Zu mehrdeutigen Begriffen sollte recherchiert und zwei bis drei starke Übersetzungsoptionen bereitgestellt werden. Die Nuance jeder Option sollte kurz erklärt werden (z. B. „Option A ist formeller”, „Option B ist in B2C-Apps üblicher”). Dies erleichtert dem Kunden die Entscheidung.

Das Glossar in den Lokalisierungs-Workflow integrieren

Ein Glossar existiert nicht isoliert. Um den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen, sollte es in Kombination mit anderen Lokalisierungs-Assets und -Technologien eingesetzt werden, damit ein robuster, einheitlicher und effizienter Übersetzungsprozess ermöglicht wird.

Ein Glossar regelt das "Was", ein Stilleitfaden das "Wie"

Zusammenführung des Lokalisierungsglossars und des Stilleitfadens

Ein Glossar für Lokalisierungsprojekte ist also eine ziemlich präskriptive Terminologieliste, die Übersetzern genau vorgibt, welche Wörter sie für welche Schlüsselbegriffe verwenden sollen. Ein Stilleitfaden für Übersetzungen hingegen bietet Richtlinien zum Schreiben und deckt Aspekte wie Tonalität, Grammatik und Formatierung ab. Werden diese beiden Dokumente zusammen verwendet, bilden sie eine gute Referenz, sodass die finale Übersetzung sowohl terminologisch korrekt als auch mit der Markenstimme abgestimmt ist.

Das Glossar zusammen mit einem TM und maschineller Übersetzung nutzen

Ein Translation Memory (TM) ist eine Datenbank mit zuvor übersetzten Inhalten. In Kombination mit einem Glossar stellt es sicher, dass alle Übersetzungen mit der genehmigten Terminologie übereinstimmen.

Ebenso kann bei der Verwendung maschineller Übersetzung (MT) ein Glossar genutzt werden, um die MT-Engine zu „trainieren”, sodass sie gezwungen ist, die genehmigten Übersetzungen für bestimmte Begriffe zu verwenden. Das verbessert die Qualität und Einheitlichkeit der maschinellen Übersetzungsausgabe erheblich und reduziert gleichzeitig den erforderlichen Aufwand für die Nachbearbeitung.

Langfristiger Erfolg braucht Pflege

Ein Glossar ist kein einmaliges Projekt, sondern ein lebendiges Dokument. Während sich das Unternehmen, seine Produkte und Marketingbemühungen weiterentwickeln, sollte das Glossar Schritt halten. Es lohnt sich, einen einfachen Prozess zum Hinzufügen neuer Begriffe zu etablieren, sobald neue Funktionen entwickelt oder Marketingkampagnen gestartet werden. Bestimmen Sie einen klaren Verantwortlichen für das Glossar, auch wenn Sie es selbst sind. Wenn ein neuer Begriff identifiziert wird, sollte er definiert, validiert und hinzugefügt werden.

Bei fortlaufenden Projekten nehme ich mir in regelmäßigen Abständen Zeit, um das gesamte Glossar durchzugehen. In der Regel entferne ich veraltete Begriffe und aktualisiere alle, die sich geändert haben. So bleibt diese Referenz eine zuverlässige Informationsquelle für das gesamte Team.

Das Fundament der Übersetzungsqualität

Die Erstellung eines Glossars für Lokalisierungsprojekte ist eine kleine Investition, die sich um ein Vielfaches auszahlt, indem sie die Übersetzungsqualität verbessert, die Einheitlichkeit der Marke gewährleistet und den gesamten Lokalisierungsprozess effizienter macht.

Neue Märkte erschließen mit professionellen Sprachlösungen

Modilingua unterstützt Sie mit individuellen Lokalisierungsstrategien, redaktionellem SEO und passgenauen Übersetzungen. So überwinden Sie Sprachgrenzen und erschließen neue Märkte mit Lösungen, die Ihre Nutzer in den Mittelpunkt stellen.

Der Prozess ist unkompliziert, erfordert aber etwas Zeit und Liebe zum Detail. Wer die systematische Recherche, Begriffsextraktion und Zusammenstellung lieber einem Experten überlassen möchte, kann sich ein projektfertiges Glossar erstellen lassen. Kontaktieren Sie uns, um loszulegen!

Avatar von Jenna Brinning

Verfasst von

Die Lokalisierungsexpertin, Autorin, Lektorin und Content-Strategin hat ihren M.A. an der Freien Universität Berlin erworben und verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung an der Schnittstelle zwischen Technologie und Sprache. Als zertifizierter PSPO und PSM unterstützt Jenna gerne Start-ups und kleine Unternehmen bei der internationalen Expansion.

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