11 typische Übersetzungsprobleme und wie man sie umgeht

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typische Übersetzungsprobleme

Übersetzungsprobleme stellen selbst die erfahrensten Übersetzer vor Herausforderungen. Was auf den ersten Blick wie ein einfaches Übertragen von Text von einer Sprache in die andere aussieht, entpuppt sich schnell als ein Minenfeld aus kulturellen Nuancen, sprachlichen Feinheiten und technischen Hürden.

Was macht Übersetzungen so komplex?

Eine gute Übersetzung erfordert ein tiefes Verständnis für Kontext, Kultur und Kommunikation, nicht nur für Wörterbuchdefinitionen. Die häufigsten Übersetzungsprobleme haben ihren Ursprung in drei Kernbereichen:

  1. kulturellem Kontext, der sich nicht zwischen Sprachen übertragen lässt
  2. sprachlichen Strukturen, für die es in der Zielsprache keine Entsprechung gibt
  3. technischen Beschränkungen, die die Genauigkeit einschränken

Solche Übersetzungsprobleme können ganze Projekte zum Scheitern bringen, zu Fehlinterpretationen bei Lesern oder Zuschauern im Fall von schlecht übersetzten Untertiteln führen und für Unternehmen kostspielige Fehler verursachen.

Ob es um Redewendungen geht, die wörtlich übersetzt keinen Sinn ergeben, um zusammengesetzte Wörter, die es in Ihrer Zielsprache nicht gibt, oder um kulturelle Anspielungen, die bei einem internationalen Publikum nicht ankommen: Wenn Sie diese typische Übersetzungsprobleme verstehen, ist das der erste Schritt, um sie zu meistern. Hier sind 11 der größten Probleme, mit denen jeder Übersetzer konfrontiert ist, und was Sie tun können, um sie zu vermeiden.

Kulturelle und typische Übersetzungsprobleme

Kulturelle Eigenheiten gehören zu den frustrierendsten Herausforderungen für Übersetzer. Wenn kulturelle Bezüge in der Zielkultur nicht existieren, tun sich selbst erfahrene Übersetzer schwer, passende Ausdrücke zu finden, die beim Publikum ankommen. Ein Witz, der in einer Kultur für Lacher sorgt, kann in einer anderen völlig unverständlich sein, und Sarkasmus verliert ohne den kulturellen Kontext oft seine Wirkung.

Redewendungen sind ein weiteres großes Ärgernis. Ausdrücke wie „Tomaten auf den Augen haben“ oder „ich verstehe nur Bahnhof“ haben wörtlich übersetzt in den meisten Sprachen keine logische Entsprechung. Das zwingt Übersetzer dazu, die wörtliche Übersetzung zu vermeiden und stattdessen kulturell passende Alternativen zu finden, die dieselbe Bedeutung vermitteln. Noch komplexer wird es, wenn die Redewendung eine emotionale Färbung hat oder in einem Werbetext vorkommt, wo der Tonfall eine große Rolle spielt.

redewendung tomaten auf den augen haben

Zusammengesetzte Wörter können Hürden darstellen, besonders bei Übersetzungen aus Sprachen wie dem Deutschen oder Niederländischen ins Englische. Solche Sprachen verbinden oft mehrere Konzepte in einem einzigen Wort, für das es in der Zielsprache keine direkte Entsprechung gibt. Die Übersetzung dieser Wörter erfordert manchmal lange Erklärungen, die den Lesefluss des Originaltextes stören, oder kreative Lösungen, die möglicherweise nicht die volle Bedeutung erfassen.

Stilmittel und sprachliche Strukturen machen die Sache noch komplexer. Einige Sprachen verwenden grammatikalische Konstruktionen, die es anderswo schlicht nicht gibt. Im Türkischen zum Beispiel hat man eine grammatikalische Kategorie namens Evidentialität, die angibt, woher der Sprecher seine Informationen hat. Wenn eine Kombination aus Verb und Präposition in einer Sprache ein Konzept ausdrückt, das in einer anderen einen völlig anderen grammatikalischen Ansatz erfordert, müssen Übersetzer ganze Sätze umbauen und gleichzeitig die ursprüngliche Absicht bewahren.

Auch Fachübersetzungen bringen ihre eigenen Probleme mit sich. Dokumente voller Fachjargon enthalten oft Begriffe, für die es in der Zielsprache keine etablierte Entsprechung gibt. Übersetzer müssen dann entweder neue Begriffe schaffen oder lange Beschreibungen verwenden. Dies ist in schnelllebigen Bereichen wie generativer KI oder Biotechnologie eine noch größere Herausforderung, da hier neue Konzepte schneller entstehen, als Übersetzungsstandards entwickelt werden können.

Die Arbeit des Übersetzers wird noch schwieriger, wenn es um kontextabhängige Bedeutungengeht. Dasselbe Wort kann je nach Branche, Publikum oder kulturellem Umfeld völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. Ohne ausreichenden Kontext aus dem Quelltext können selbst professionelle Übersetzer Übersetzungen anfertigen, die technisch korrekt, aber für den beabsichtigten Zweck unpassend sind.

Technische und prozessbedingte Herausforderungen bei Übersetzungen

Die maschinelle Übersetzung hat sich stark weiterentwickelt. KI gestützte Übersetzungen verändern die gesamte Sprachbranche und können bei vielen Inhalten Ergebnisse liefern, die mit menschlichen Übersetzungen konkurrieren. Doch dieser technologische Sprung hat völlig neue Übersetzungsprobleme geschaffen. Kunden erwarten nun oft sofortige, perfekte Übersetzungen zu einem Bruchteil der üblichen Kosten und übersehen dabei, dass selbst die beste KI bei nuancierten Inhalten immer noch an ihre Grenzen stößt.

Die größte Herausforderung besteht darin zu wissen, wann eine KI Übersetzung ausreicht und wann menschliches Fachwissen unerlässlich ist. KI bewältigt einfache Geschäftsdokumente bemerkenswert gut, erfasst aber nicht all die kulturellen Feinheiten, die zum Beispiel für Marketingtexte wichtig sind. Das Problem dabei ist, dass KI generierter Text oft auf den ersten Blick perfekt aussieht, was es schwieriger macht, diese feinen, aber entscheidenden Fehler zu erkennen.

KI-Übersetzungen benötigen menschlichen Feinschliff

Translation Memory Systeme sind zwar hilfreich für die Einheitlichkeit, können sich aber auch als Falle erweisen, wenn sie veraltete und falsche Übersetzungen speichern. Wenn frühere Arbeiten Fehler oder nicht mehr aktuelle Terminologie enthalten, verbreiten diese Systeme die Fehler in neuen Projekten und heutzutage sogar in großen Sprachmodellen, die damit trainiert werden. Theoretisch müssten Übersetzer und Sprachdienstleister regelmäßig prüfen, ob gespeicherte Übersetzungen noch sinnvoll sind. Das Problem dabei ist, dass die Projektzeitpläne eine solch detaillierte Überprüfung selten zulassen.

Die Qualität des Ausgangstextes ist eine weitere Hürde, die Technologie nicht lösen kann. Wenn die Originaldokumente schlecht geschrieben sind, Fehler enthalten oder unklar strukturiert sind, haben selbst KI Übersetzungstools Schwierigkeiten. Menschliche Übersetzer stehen vor derselben unmöglichen Wahl wie immer: die Probleme originalgetreu zu übersetzen oder sie zu korrigieren und dabei zu riskieren, die Absicht des Autors zu verfälschen?

Projektkoordination bleibt ein andauerndes Ärgernis. Mehrere Teammitglieder, die an großen Übersetzungsprojekten arbeiten, verwenden möglicherweise unterschiedliche Begriffe für dieselben Konzepte, was zu inkonsistenten Ergebnissen führt. Übersetzungsdienste versuchen, dies mit Stilleitfäden und Glossaren zu lösen, aber diese Werkzeuge funktionieren nur, wenn sich auch wirklich alle daran halten.

Haben Sie Probleme mit KI-generierten Inhalten? Kontaktieren Sie uns!

Schließlich beeinträchtigt Zeitdruck weiterhin die Übersetzungsqualität, unabhängig von den verfügbaren Werkzeugen. Überhastete Arbeit führt zu Fehlern, die bei einer ordentlichen Korrekturrunde normalerweise auffallen würden. Qualitativ hochwertige Übersetzungsprozesse erfordern ausreichend Zeit für Recherche und Überarbeitung, insbesondere bei spezialisierten Inhalten, die ein tiefes Fachwissen voraussetzen.

Diese Übersetzungsprobleme werden auch in Zukunft nicht verschwinden, selbst wenn die KI immer besser wird. Die Realität ist, dass die meisten Kunden immer noch nicht verstehen, was Übersetzungsprojekte scheitern lässt. Das bedeutet, dass dieselben Probleme immer wieder auftreten. Wenn Sie ein Übersetzungsprojekt planen, gehen Sie nicht davon aus, dass der Einsatz von KI alle Probleme löst. Sie erzielen bessere Ergebnisse, wenn Sie die kulturelle Komplexität berücksichtigen, den Übersetzern den richtigen Kontext für Ihr Ausgangsmaterial geben und Zeit für die Recherche und Überarbeitung einplanen, die gute Arbeit erfordert.

Avatar von Jenna Brinning

Verfasst von

Die Lokalisierungsexpertin, Autorin, Lektorin und Content-Publisherin hat ihren M.A. an der Freien Universität Berlin erworben und verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung an der Schnittstelle zwischen Technologie und Sprache. Als zertifizierter PSPO und PSM unterstützt Jenna gerne Start-ups und kleine Unternehmen bei der internationalen Expansion.

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