12 Probleme bei der Lokalisierung, die Projekte gefährden

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Probleme bei der Lokalisierung

Wer Lokalisierungsprobleme unterschätzt, riskiert Überraschungen, denn sie sind mehr als reine Übersetzungsfehler.

Während es bei der Übersetzung um sprachliche und kulturelle Barrieren geht, entstehen L10n-Probleme durch gestörte Arbeitsabläufe, fehlerhafte technische Integrationen und Koordinationslücken, die ganze Projekte zum Scheitern bringen können.

Oft wird angenommen, dass Lokalisierungsprobleme allein durch gute Übersetzer gelöst werden. In der Praxis kann aber selbst die beste Übersetzung scheitern, wenn der Lokalisierungsprozess ins Stocken gerät. Technische Stolperfallen wie fehlerhafte Zeichenkodierung, fehlende Abstimmung zwischen Übersetzern und Entwicklern oder ausgefallene Automatisierungen können den internationalen Start schnell in ein teures Fiasko verwandeln.

Die sprachliche Seite dieser Herausforderungen habe ich bereits in meinen Beiträgen über häufige Übersetzungsprobleme und die Ursachen für Schwierigkeiten beim Übersetzenbehandelt, aber die Probleme im Lokalisierungs-Workflow verdienen eine gesonderte Betrachtung, denn sie tauchen oft erst spät im Projektverlauf auf, wenn ihre Behebung teuer und zeitaufwendig wird.

Hier sind 12 typische Lokalisierungsprobleme, die häufig auftreten, und wie Sie sie gar nicht erst entstehen lassen.

Technische Integrationsprobleme, die Lokalisierungsabläufe stören

Probleme bei der Darstellung von Inhalten und der Zeichenkodierung

Probleme mit der Zeichenkodierung stehen ganz oben auf der Liste technischer Stolperfallen, die Lokalisierungsbemühungen ausbremsen. Wenn ein Translation Management System die UTF-8-Kodierung für verschiedene Locales nicht korrekt verarbeitet, bleibt am Ende nur unlesbarer Zeichensalat und die lokalisierten Inhalte werden unbrauchbar. Besonders kritisch ist das bei Rechts-nach-links-Sprachen wie Hebräisch, wo sich das gesamte Interface-Layout anpassen muss.

Auch das Font-Rendering sorgt oft für Kopfzerbrechen. Auf Englisch wirkt eine Software vielleicht perfekt, doch bei der Lokalisierung für Märkte mit komplexen Schriften wie Thai oder Hindi werden Teile der Benutzeroberfläche plötzlich unlesbar, wenn die gewählten Fonts diese Zeichensätze nicht unterstützen. Noch gravierender: Manche Schriftarten, die offiziell mehrere Sprachen abdecken, zeigen in der Praxis unübersichtliche Abstände oder verrutschte Zeichen und bringen damit mühevoll entwickelte Layouts durcheinander.

System- und Toolchain-Ausfälle

typische Lokalisierungsprobleme

Translation Management Systeme (TMS) versprechen oft eine nahtlose Integration in bestehende Arbeitsabläufe, doch die Realität ist oft komplizierter. Ein TMS exportiert Dateien möglicherweise in einem Format, das vom Entwicklungsteam nicht direkt verarbeitet werden kann, oder entfernt wichtige Formatierungen, die anschließend manuell nachgetragen werden müssen. Solche Integrationslücken führen zu Engpässen, bei denen das Übersetzungsteam vielleicht längst fertig ist, die Entwickler die Ergebnisse aber erst nach aufwendiger Nacharbeit einsetzen können.

Platzhaltertexte und Benachrichtigungen gehören in der Software-Lokalisierung zu den ständigen technischen Stolpersteinen. Eine App zeigt auf Deutsch vielleicht elegant „Hallo Hannes!“, doch das Layout kann aus dem Takt geraten, sobald ein längerer Begrüßungstext in einer anderen Sprache erscheinen soll.

Inkompatible Dateiformate zwischen Lokalisierungs-Tools können ganze Workflows lahmlegen. Übersetzer arbeiten unter Umständen mit einem Format, während die Lokalisierungsplattform ein anderes erwartet. Ohne saubere Schnittstellen gehen die Vorteile des sogenannten Translation Memory verloren, und dieselben Inhalte werden mehrfach übersetzt, was unnötige Kosten verursacht.

Versionskontrolle wird auch schnell problematisch, wenn Übersetzungs-Updates nicht sauber mit dem Entwicklungs-Workflow abgestimmt sind. Arbeitet das Übersetzungsteam mit veralteten Quelldateien, während Entwickler neue Funktionen ergänzen, entstehen Merge-Konflikte, die manuell behoben werden müssen und den Zeitplan für einen Launch verzögern.

Probleme bei Teamkoordination und Prozessen

Team- und kompetenzbedingte Probleme

Fehlkommunikation im Übersetzungsteam zählt zu den frustrierendsten Ursachen für Probleme bei Lokalisierungsprojekten. Arbeiten mehrere Übersetzer ohne abgestimmte Terminologie, entsteht eine uneinheitliche Sprache, die Nutzer irritiert. Ein Button kann an einer Stelle „Anmelden“ heißen und an anderer „Einloggen“, nur weil unterschiedliche Entscheidungen nicht rechtzeitig abgestimmt wurden.

Schulungslücken bei Lokalisierungs-Tools bremsen den gesamten Ablauf. Übersetzer beherrschen ihre Sprachen, haben aber oft Schwierigkeiten mit der gewählten Plattform. Das führt zu Formatierungsfehlern, verpassten Terminen und Qualitätsmängeln, die teure Nacharbeit nach sich ziehen. Projektmanager verbringen in der Folge mehr Zeit mit Tool-Problemen als mit der Steuerung des eigentlichen Lokalisierungsprozesses.

Probleme im Arbeitsablauf bei Lokalisierungsprojekten

Fehler bei der Übergabe in der Qualitätssicherung treten auf, wenn die Verantwortlichkeiten zwischen den Teams nicht klar definiert sind.Das Übersetzungsteam liefert vielleicht Ergebnisse, doch niemand prüft die lokalisierten Inhalte im Kontext, testet mit echten Nutzern oder stellt sicher, dass kulturelle Anpassungen für den Zielmarkt sinnvoll sind. Solche Lücken fallen meist erst nach dem Launch auf, wenn Notfall-Patches nötig werden und der Markenruf bereits leidet.

Weitere Lokalisierungsprobleme: Operative und planerische Fehler

Die zeitliche Abstimmung zwischen Entwicklern, Sprachdienstleistern und einzelnen Übersetzern führen ebenfalls zu Blockaden. Entwickler brauchen fertige Übersetzungen, um weiterzuarbeiten, Übersetzer benötigen jedoch stabile Ausgangstexte. Wenn diese Zeitpläne nicht aufeinander abgestimmt sind, muss am Ende jeder hetzen, was Qualität und technische Umsetzung beeinträchtigt.

Ressourcenengpässe kurz vor dem Launch können selbst gut geplante Projekte ins Wanken bringen. Selbst wenn während des Projekts eine gleichmäßige Auslastung möglich war, steigt der Bedarf an Linguisten gegen Ende oft sprunghaft an. Diese Last-Minute-Knappheit führt zu Qualitätseinbußen und verpassten Terminen, die sich durch bessere Planung hätten verhindern lassen.

Schließlich gibt es noch Fehler bei der Einrichtung von Automatisierungs-Workflows, die sich mit der Zeit verstärken. Eine Lokalisierungsplattform kann so eingestellt sein, dass neue Inhalte automatisch zur Übersetzung geschickt werden. Sind diese Regeln aber falsch konfiguriert, werden wichtige Inhalte übersehen, während Unwichtiges durchläuft. Bleiben solche Fehler unerkannt, führen sie zu Verzögerungen oder Qualitätsproblemen.

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Der gemeinsame Nenner all dieser Lokalisierungsprobleme ist mangelnde Planung und fehlende Koordination. Viele Start-ups und Kleinunternehmen legen den Fokus allein auf gute Übersetzungen und vergessen, dass ohne eine belastbare operative Infrastruktur selbst die beste Übersetzung wertlos bleibt, wenn sie nicht sauber umgesetzt, gepflegt und in allen Märkten aktuell gehalten wird.

Avatar von Jenna Brinning

Verfasst von

Die Lokalisierungsexpertin, Autorin, Lektorin und Content-Publisherin hat ihren M.A. an der Freien Universität Berlin erworben und verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung an der Schnittstelle zwischen Technologie und Sprache. Als zertifizierter PSPO und PSM unterstützt Jenna gerne Start-ups und kleine Unternehmen bei der internationalen Expansion.

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